Künstlerresidenzen
Bei dem „Künstlerresidenzen“ Projekt werden internationale Künstler*innen für 2 Wochen ins Kleinwalsertal eingeladen um das Tal und das Karl Max Kessler Archiv zu erkunden.
Aus dieser Auseinandersetzung entsteht ein neues Kunstwerk, das der Öffentlichkeit präsentiert wird. Entweder an unserem 3 x 5 m großen Billboard an der Abfahrt der Kanzelwand (Höhe Bergstation Kessler Lift) oder an einem anderen öffentlichen Ort im Kleinwalsertal.
Während des Aufenthalts veranstalten wir Präsentationen mit den Künstler*innen, die einen tieferen Einblick in ihre künstlerische Arbeit ermöglichen sollen.
Navigationslinks
Judith Neunhäuserer – (Juni 2025)
David Brooks -Juni 2024
Arno Gisinger (Juli 2023)
Informiert bleiben:
IG: karl_max_kessler_archiv
Newsletter anfordern: info@fotokessler.org
Judith Neunhäuserer – (Juni 2025)
Aufenthalt im Kleinwalsertal
Während ihres Aufenthalts im Kleinwalsertal beschäftigte sich Judith Neunhäuserer bmit geologischen, touristischen und fotografischen Bruchstücken des Tals. Ihr Interesse galt spezifisch geologischen Formationen wie dem Gottesackerplateau, steinzeitlichen Funden und den Sagenwelten im Kleinwalsertal.

Mit Christian Kohler (Abenteuer Vertikal) erkundete sie die Karstlandschaft des Gottesackers, die durch Kalksteinverwitterung geprägt ist und seit Jahrhunderten Gegenstand intensiver Forschung ist. Im Gespräch mit Karl Keßler erfuhr sie über die vielfältigen naturkundlichen Forschungsinitiativen im Kleinwalsertal, beispielsweise über das Mesolikthikum, hydrologische Forschungen oder über die Moore.
Kunst fürs Kleinwalsertal
Das Kunstwerk wird voraussichtlich im Mai 2026 der Öffentlichkeit präsentiert.
In den Bruchstücken beschädigter Glasnegativen aus dem Archiv fand sie eine bildhafte Entsprechung dieser vergangenen Welten. Download Projektbeschreibung

Judith Neunhäuserers künstlerische Arbeit
Eine Präsentation im Boutique Hotel Rosenhof bot spannende Einblicke in ihre künstlerische Arbeit. Was hat sie inspiriert? Welche Ideen liegen ihrer Arbeit zugrunde und welche Herausforderungen gab es bei der Umsetzung ihrer künstlerischen Projekte?

Judith Neunhäuserer nutzt für ihre künstlerische Arbeit viele Medien: Fotografie, Video, Zeichnungen, Skulpturen, Texte und Bücher. Jedes Medium ermöglicht einen anderen Blickwinkel und macht so die Komplexität unserer Umwelt sichtbar.
„Die Bewegung in den öffentlichen Raum drückt meine Überzeugung aus, dass Kunst eine möglichst breite gesellschaftliche Schicht erreichen soll, um ihrer sozialen Aufgabe der Vervielfältigung von Blickweisen und Standpunkten nachzukommen“, so Judith Neunhäuserer.
Beispielhaft stellen wir 3 Projekte aus der Präsentation vor:
Projekt Arktis

Mit anderen Künstler*innen hat Neunhäuserer sich künstlerisch mit den Folgen unserer Zivilisation auf die Arktis auseinander gesetzt. Welche Bilder bringen wir von entlegenen Orten mit und wie wird Landschaft in Szene gesetzt? Zwei Personen sitzen auf einem Boot am reich gedeckten Tisch in der Arktis und verweisen auf die Folgen unseres Lebensstil bis an die entlegensten Orten unseres Planeten.
Projekt Südpool
Forschungsstation Neumayer am Südpol. Die Forschungsstation liefert wissenschaftliche Daten und Empfehlungen über die Umweltentwicklung als Entscheidungsgrundlage für die Politik.

Neunhäuserer hat dort den Standpunkt einer Anthropologin eingenommen und den Wissenschaftler an sich erforscht. Welchen Glaubensgrundsätzen und Überzeugungen folgen Wissenschaftler? Wo ist die Abgrenzung zum religiösen Menschen?
Das daraus entstandene Kunstwerk ist ein 5×5 m großes Billboard, das auf

dem Lenbachplatz in München 2022 ausgestellt wurde. Das Bild auf der einen Seite gibt den Blick von der Forschungsgarage ins Freie wieder, mit einem hellen Lichtstrahl im Hintergrund, der die Hoffnung symbolisieren kann.
Jüngere Arbeiten wurden in den Alpen realisiert.
Projekt Grenzen überwinden, Steine ins Rollen bringen“ (2023-24)
Ein grenzübergreifendes Kunstprojekt fand zwischen einer südtiroler und einer osttiroler Volksschule statt. Dazwischen liegt der Staller Sattel. Die Kinder beider Schulen haben in mehrtätigen Workshops sich mit der Geologie der Regionauseinandergesetzt und aus geologischen Fundstücken verschiedene Zeichnungen entwickelt.


Dieses Kunstprojekt hat die handwerklichen Fähigkeiten der Kinder erweitert, ihre Kreativität gefördert und integrierend gewirkt. Zusätzlich hat Judith Steinreliefs permanent auf dem Grenzübergang installiert.
Die Beschäftigung mit der Erdgeschichte macht uns auf die kurze Geschichte der Nationalstaaten aufmerksam. Ein ansprechendes Buch dokumentiert dieses Projekt.

Weitere Projekte und mehr zu Judith Neunhäuserer: www.judithneunhaeuserer.info
Biografie Judith Neunhäuserer
Judith Neunhäuserer (geb. 1990 in Südtirol, lebt in München) studierte Bildhauerei sowie Religions- und Kulturwissenschaften in München und Istanbul. In ihrer künstlerischen Arbeit verbindet sie wissenschaftliche Ansätze mit religiösen und mythischen Erzählungen. Sie entwickelte u.a. eine Installation aus 48 Granitblöcken im Zentrum für Quanten-Engineering (TUM Garching). Presseberichte liegen bislang nicht vor.

Herzlichen Dank an:
Bernadette Fritz für die Unterbringung. https://www.fewo-fritz.com/
Hotel Rosenhof für die Möglichkeit, die Arbeit von Judith Neunhäuserer zu präsentieren. https://www.rosenhof.com/
David Brooks -Juni 2024
Aufenthalt im Kleinwalsertal
Sein Werk ist geprägt von dem Interesse an der Interaktion des Menschen mit seiner natürlichen und gebauten Umwelt.
Während seines Aufenthalts im Kleinwalsertal beschäftigte sich David Brooks intensiv mit der Landschaft (ua. Permakultur Andi Haller, Jeremias Riezler), den Gewässern (Florian Meusburger, Fischerei Verein, Breitachklamm) und den fotografischen Abbildungen von Karl Max Kessler. Bei seinen Gesprächen mit der lokalen Gemeinschaft ging es oft um Natur und den Tourismus (u.a. Justina Rokita).
Bild Archiv – Fotobuch blätternd
Kunst fürs Kleinwalsertal: „There’s Gold in them Thar Hills“.
Der Titel des Kunstwerks verweist auf eine Redewendung aus der Zeit des kalifornischen Goldrauschs, die symbolisch für berufliche Chancen und die Kommerzialisierung der Natur steht.
In seiner Arbeit zieht Brooks eine visuelle Parallele zwischen der Suche nach Gold und den vielfältigen Werten, die Landschaften zugeschrieben werden.
Bild mit Spiegelung der Leute und Landschaft
Das zentrale Bild der Installation, eine ins Extreme überzeichnete Schneelandschaft mit Hütten, die unter riesigen Schneemengen begraben sind, stammt aus dem Karl Max Kessler Archiv.
Es fordert die Betrachter dazu auf, über den Wandel der Natur durch den Klimawandel und die kulturellen Einflüsse, die unsere Wahrnehmung prägen, nachzudenken.
Das zentrale Element der Installation ist die goldene Werbetafel an der Kanzelwand, die nicht nur als Kunstobjekt, sondern auch als Denkanstoß dient.
Beispielbild Stele
Zudem wurden 32 Teile einer Nachbildung dieser Tafel an verschiedenen kommerziellen Orten im Tal platziert.
Mit dieser Kunstintervention können die Betrachter die Umgebung des Kleinwalsertals aus einer neuen Perspektive zu erleben.
David Brooks künstlerische Arbeit
Während seines Aufenthalts im Naturhotel Chesa Valisa im Juni 2024 wurde ein Ausschnitt seiner künstlerischen Arbeit der Talbevölkerung vorgestellt.
Hier eine Auswahl von 3 Projekten. Weitere unter https://davidbrooksstudio.com/
Bild Präsentation im Chesa mit dir
Projekt „Desert Rooftops„ (Wüstendächer)
Eine 5.000 Quadratmeter große Skulptur asphaltierter Dächer ähnelt den gleichförmigen Vorstadtentwicklungen. Das Stück hinterfragt die Monokultur, die aus unkontrollierter Vorstadt- und Stadtzersiedelung entsteht.
Seine Projekte integrieren oft Naturelemente in den Kunstkontext.
Projekt „Lonley Loricariidae„ (einsame Loricariidae)
Als Freiwilliger arbeitete der Künstler mit Biologen im Amazonasbecken zusammen und zog Parallelen zwischen dem wissenschaftlichen Prozess und dem künstlerischen Wunsch die Welt zu verstehen. In dem Projekt „einsame Loricariidae“ brachte er Fischarten, die der Wissenschaft unbekannt sind, nach USA und Europa. Die Ausstellung der thematisiert die komplexe Beziehung zwischen Wissenschaft und Handel. Die Ausstellung ermöglichte Wissenschaftern die Bizarr schönen Kreaturen zu erforschen. Sie spielen eine entscheidene Rolle bei der Aufrechterhaltung der ökologischen Funktion des artenreichsten Süßwasserökosystems der Erde.
Die Fische blicken auf uns Zuschauer zurück. Installation bei Crystal Bridges’ Momentary 2023-2024.
Projekt „A Proverbial Machine in the Garden“ (Eine sprichwörtliche Maschine im Garten)
Eine Landwirtschaftsmaschine wird im Garten unterirdisch eingebaut. Sie ist von weitem nicht sichtbar. Die Schaufel und der Baggerlader des Traktors sind im Einsatz aufgehängt und spielen auf die Landausgrabungen an, die zur Beerdigung des Traktors geführt haben.
Die Arbeit betrachtet das anhaltende widersprüchliche Verhältnis zwischen dem Individuum und der gebauten und natürlichen Umwelt.
Wie nutzen, konsumieren und nehmen Menschen ihre natürliche Umwelt war?
Projekt „Preserved Forest“ (Konservierter Wald)
Vor dem New Yorker PS1 wurde Beton über einen Wald von Bäumen (aus Baumschulen) gesprüht. Als die Zementmischung trocknete und die Bäume verkrustete, begannen die Blätter zu welken. Das Kunstwerk veränderte sich jeden Tag, bis die Bäume sich zersetzten.
Biografie David Brooks
In Brasilien, Indiana (1975) geboren, lebt und arbeitet in New York.
Er hat bedeutende Projekte am Aldrich Contemporary Art Museum, Storm King, MoMA/PS1, Tang Museum, deCordova Museum, Nouveau Musée National de Monaco, Galerie für Landschaftskunst in Hamburg, Crystal Bridges und dem Sculpture Center durchgeführt. Im Jahr 2011 kreierte Brooks „Desert Rooftops“ am Times Square, ein Erdwerk, das von der Art Production Fund in Auftrag gegeben wurde; 2018 eine groß angelegte geologische Installation auf Governors Island. Er ist zudem Träger des Rom-Preises 2020.
Bild wie website
Herzlichen Dank an das Naturhotel Chesa Valisa für Unterkunft & Verpflegung, sowie die Möglichkeit, die Arbeit von David Brooks dort zu präsentieren.
Arno Gisinger (Juli 2023)
Arno Gisinger war der erste Künstler des Artist in Residence Programm. Ein international renommierter Fotograf, Historiker, Universitätslehrer, Kurator und Autor. 2023 kuratierte er gemeinsam mit Roland Stecher die Ausstellung „Hiller. Das fotografische Gedächtnis des Bregenzerwalds“ für das Vorarlberg Museum (Bregenz).
Im Rahmen einer künstlerischen Residenz arbeitete Arno Gisinger intensiv mit dem Archivmaterial und der fotografischen Arbeit von Karl Max Kessler. Im Gespräch mit Thomas Gayda erfuhr er über die besondere Rolle des Ifen Hotels im 2. Weltkrieg als „Ehrengefängnis“ der Nationalsozialisten. Das 1936 erbaute, mondäne Hotel beherbergte vor und nach dem Krieg illustre Persönlichkeiten aus aller Welt.
Kunst fürs Kleinwalsertal: „Reframing“
Es war dann auch eine Fotografie aus der Lobby vom ehemaligen Ifenhotel, das Gisinger für seine Arbeit wählte. Die ursprünglichen Aussicht aus dem Panoramafenster wurde mit einer Ansicht auf Hirschegg und Widderstein getauscht.
Bild originale Aussicht / optimierte Aussicht
In der Fotografie bedeutet reframing einen neuen Bildausschnitt wählen. Im übertragenen Sinn ist es die Fähigkeit, Ereignisse, Verhaltensmuster oder Erinnerungsbilder in einen anderen Rahmen (frame) zu setzen und sie dadurch neu zu bewerten. Am Abend stellte er die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit vor und schuf mit seiner Expertise in Geschichte, Kunst und Fotografie einen lebendigen Bezug zur Gegenwart.
Arno Gisingers künstlerische Arbeit
Arno Gisinger verbindet in seiner künstlerischen Arbeit Fotografie und Geschichtsschreibung. In seiner Arbeit, welche die massgeblichen Konflikte des 20. Jahrhunderts als Ausgangsmaterial verwendet, liefert er eine zeitgenössische Interpretation der visuellen Vergangenheitsdarstellung und der Orte oder Nicht-Orte der Erinnerung.
Indem er historische Ereignisse untersucht, zeigt er auf, dass die Vergangenheit eine Konstruktion ist, an der vor allem in der Gegenwart gebaut wird.
Memories of Memories – In Erinnerung an die Erinnerung (Innsbruck/n Schwaz Tirol 2023)
Diese Arbeit erinnert an das ehemalige Zwangsarbeits- und Entnazifierzierungslager Oradour in Schwaz, das ab 1954 von wohnungslosen Menschen aus Schwaz besiedelt und 1980 aufgelöst wurde. Es geriet in Vergessenheit. Der heute leere Platz ist von einem kleinen Wäldchen umgeben. Gisinger Fotografien schauen durch dieses Waldstück mit Fokussierung auf den leeren Platz und spielt die Frage an die Betrachter*innen zurück: Wie gehe ich/ Wie gehen wir damit um?
Der gleichnamige Ort in Frankreich wurde von den Nazis beinahe völlig ausgelöscht und zählt heute zu den bedeutendsten Gedenkorten Frankreichs. Die Gegenüberstellung der beiden Orte lässt die Tragweite von Erinnerung und Vergessen reflektieren.
- https://www.tiroler-landesmuseen.at/blog-memories/
Ausstellungsprojekt TOPOI (2012/13)
Beschäftigt sich an 4 Fotoinstitutionen mit Erinnerungsorten
https://kultur-online.net/inhalt/arno-gisinger-topoi
Aus der Serie Konstellation Benjamin, Hotel Europa, San Remo 2007
Die großen roten Leuchtbuchstaben auf einem Hoteldach, hoch über der Stadt am Meer, kehren dem Betrachter des Bildes den Rücken. Der schöne Schein bedarf einer aufwendigen Stützkonstruktion, um den Schriftzug EUROPA zum Leuchten zu bringen.
Beispielhaft für Gisingers Beschäftigung mit der Frage, wie die Fotografie eine andere historische Erzählung in Gang setzen kann, als es die klassische Geschichtsschreibung vermag?
Ausstellung „Invent arisiert“ Mobiliendepot in Wien (2000)
ist eine fotografische Bestandsaufnahme von Gegenständen, die einst das Eigentum jüdischer Familien in Wien gewesen sind, nach dem »Anschluss« Österreichs an Nazideutschland »arisiert« wurden. Diese Porträtsitzung der Dinge ist zugleich auch ein Aufrufen der fehlenden Gegenstände, Aufnahmen der Leere, die ein Bild von der Monstrosität dieser Vorgänge geben, eine der vielen Konstellationen, in der sich die Präsenz des Gewesenen mit der Absenz des Gegenwärtigen zu vermischen beginnt.
Biografie
Foto s Fotokessler.org
Arno Gisinger wurde 1964 in Dornbirn geboren. Er studierte Geschichte und Germanistik in Innsbruck sowie Fotografie in Arles. Seine Ausbildungswege und ein spezifisches Interesse für die Wechselwirkungen zwischen Fotografie und Historiografie führten ihn zur Entwicklung transdisziplinärer künstlerischer Arbeiten über visuelle Darstellungsformen von Geschichte und Erinnerung. Er lebt und arbeitet als Fotokünstler, Kurator und Hochschullehrer an der Universität Paris 8 in Saint-Denis bei Paris.
Herzlichen Dank an:
Bernadette Fritz für die Unterbringung. https://www.fewo-fritz.com/